Schwarzspecht: Höhlenbauer für Waldbewohner

Der Schwarzspecht ist der grösste europäische Vertreter der Spechte. Seine Nisthöhlen sind für eine Vielzahl von anderen Arten Brut- und Ruheplätze. Auf dem Speiseplan des Schwarzspechts stehen neben Ameisen auch die Larven holzbewohnender Käfer, die er meist im Alt- und Totholz von Nadelbäumen findet.

Artportrait des Schwarzspechts

Artname

Schwarzspecht (D), Pic noir (F), Picchio nero (I), Dryocopus martius (Lat.)
Familie Spechte (Picidae)

Grösse

Körpergrösse 40 bis 46 cm; Flügelspannweite 64 bis 68 cm
Gewicht 300 bis 350g
Gelegegrösse 4 bis 6 Eier in einem Gelege pro Jahr
Nestlingsdauer 24 bis 28 Tage
Lebenserwartung bis zu 14 Jahre  

Ernährung

Insekten

 

Trotz seiner Grösse und Häufigkeit bekommt man den scheuen Schwarzspecht nur selten zu sehen. Seinen Verbreitungsschwerpunkt hat er im Jura, entlang der Voralpen und in einigen Alpentälern zwischen 900 und 1500 m ü. M. Der Schwarzspecht ernährt sich von Ameisen und holzbewohnenden Insekten, nach denen er in toten oder absterbenden Bäumen sowie Baumstrünken meist von Nadelhölzern sucht. Daneben braucht er für die Brut geeignete Bäume, besonders über 100 Jahre alte Buchen.

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Im letzten Jahrhundert sind die Bestände des Schwarzspechts in der Schweiz stark gewachsen. Auch der Bestand alter Bäume sowie die Masse an Totholz haben zugenommen, wodurch die bisherigen Lebensräume des Schwarzspechts besser vernetzt wurden. Auch klimatische Veränderungen könnten zum Anstieg des Bestands beigetragen haben. In milden Wintern steigt die Überlebenswahrscheinlichkeit des Schwarzspechts erheblich.

Schwarzspecht stärkt Biodiversität

Spechte sind bekannt dafür, dass sie mit ihrem Schnabel ins Holz hämmern und hacken. Dieses Verhalten kann bei der Revierabgrenzung, bei der Suche nach im Holz lebenden Insekten, oft Larven, oder beim Bau einer Bruthöhle beobachtet werden. Das für Spechte typische Trommeln ist nur während der Balz zu hören. Die von Schwarzspechten geschaffenen Höhlen sind für viele Waldbewohner sehr wertvoll. Davon profitieren insbesondere auch selten gewordene Arten wie die Hohltaube, die Dohle oder das Braune Langohr. Sie nisten oder übernachten in solchen Höhlen, können diese aber nicht selbst bauen. Insgesamt nutzen über 50 Tierarten die vom Schwarzspecht geschaffenen Höhlen. Aus diesem Grund wird der Schwarzspecht auch als Schlüsselart angesehen:Wo er lebt, herrscht allgemein eine hohe Vogelvielfalt und Biodiversität.

Bedeutung des Schwarzspechts

Der Schwarzspecht ernährt sich hauptsächlich von Ameisen, während holzbewohnende Käferlarven rund 15 Prozent seiner Nahrung ausmachen. In der Holzproduktion bzw. -nutzung können diese Larven als Schädlinge auftreten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Schwarzspecht einen Beitrag zur Regulation dieser Käferpopulationen leistet. Ohne Spechte könnte es also zu deutlich mehr Waldschäden kommen. Ein Rückgang der Brutpaare würde zudem zu einer Reduktion der Nisthöhlen führen, was sich auf viele andere Arten auswirkt. Sind nicht mehr genügend Bruthöhlen vorhanden, müssten diese vom Menschen geschaffen werden. Andernfalls könnte es zu einem Rückgang, bis hin zum kompletten Verlust gewisser Arten kommen.

Quelle: Schweizerische Vogelwarte Sempach

Massnahmen für den Schwarzspecht

Die positive Populationsentwicklung des Schwarzspechts ist erfreulich. Wichtig ist, dass weiterhin Alt- und Totholzinseln geschaffen und potentielle Höhlenbäume auch in Wirtschaftswäldern geschützt werden. Ebenso braucht es Rückzugsgebiete wie Naturwaldreservate, in denen der Schwarzspecht ungestört brüten kann.

Gefährdungsstatus des Schwarzspechts

Der Schwarzspecht gilt als nicht gefährdet, seine Population ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gewachsen. Trotzdem müssen für das langfristige Überleben dieser Vogelart einige Faktoren berücksichtigt werden. Eine zu intensive Waldwirtschaft führt zu einem Mangel an alten, für die Brut notwendigen Bäumen. Zudem sollten absterbende Bäume und Totholz möglichst nicht dem Wald entnommen werden. Sie stellen die Nahrungsgrundlage für den Schwarzspecht sicher. In Gebieten mit hoher menschlicher Aktivität (z.B. Wander- oder Mountainbike-Wege) sollten ausreichend störungsfreie Rückzugsgebiete für den Schwarzspecht vorhanden sein.