Riesenholzwespe: Starthelferin für den Holzabbau

Mit ihrer auffallenden Färbung und einer Grösse von bis zu 4 cm ist die Riesenholzwespe ein besonderer Anblick im Wald. Sie ist eine der ersten Besiedlerinnen von frischem Totholz, am liebsten von Fichten und Tannen. Mit ihrer Legeröhre bohrt sie ein Loch ins Holz und legt ihre Eier ab. Die Larven wachsen über mehrere Jahre im Totholz. Sie helfen beim Abbau des Materials und machen die enthaltenen Nährstoffe so wieder nutzbar. 

Artportrait der Riesenholzwespe

Artname

Riesenholzwespe (D), Sirex géant (F), Vespa del legno gigante (I) Urocerus gigas (Lat.)
Ordnung Hautflügler (Hymenoptera)

Grösse

Weibchen bis zu 4 cm lang, Männchen deutlich kleiner
Reproduktion Eier werden in zuvor gebohrte Röhren von Baumstämmen gelegt, bis zu 350 pro Weibchen
Lebenserwartung Larvenentwicklung rund 3 Jahre, adulte Tiere leben nur einige Wochen
Ernährung Larven fressen frisches Totholz, adulte Wespen nehmen keine Nahrung mehr auf
Lebensraum Wald

 

Die Riesenholzwespe gehört zu den Pflanzenwespen, eine der beiden Unterordnungen der Hautflügler. Sie lebt hauptsächlich in Nadelwäldern, da sie ihre Eier in Fichten oder Tannen legt, selten auch in Lärchen. Wegen ihrer Grösse und der gelbschwarzen Färbung verwechseln sie Laien oft mit Hornissen. Anders als Hornissen stechen Holzwespen allerdings nicht.

Der Stachel der Riesenholzwespe

Der Stachel der Riesenholzwespe, der weit über das Hinterleibsende ragt, sieht zwar bedrohlich aus, dient aber nicht der Verteidigung. Riesenholzwespen nutzen ihn, um ihre Eier abzulegen. Dafür bohren sie ein Loch in frisch abgestorbenes Holz, in das sie neben den Eiern auch Pilzsporen einfügen. Die Larven ernähren sich vom Holz. Da dieses aber nur wenige Nährstoffe enthält, stehen auch die holzabbauenden Pilze auf dem Speiseplan. Es kann bis zu drei Jahre dauern, bis eine Larve zur ausgewachsenen Riesenholzwespe wird. Wegen der langen Entwicklungszeit kommt es immer wieder vor, dass Tiere aus bereits verbautem Holz schlüpfen. Schäden wie man sie von Holzwürmern kennt, entstehen durch Holzwespen aber nicht, dafür kommen sie nicht in ausreichender Dichte vor. Angst vor einem (erneuten) Eindringen von Riesenholzwespen in Baumaterial oder Möbel ist auch unnötig. Sie sind spezialisiert auf frisch abgestorbenes bzw. absterbendes Holz, bereits verarbeitetes Material ist für sie uninteressant.

Riesenholzwespen und Wildbienen

Die Riesenholzwespe gehört zu den ersten Besiedlerinnen von Totholz. Dadurch übernimmt sie eine sehr wichtige Rolle im Zersetzungsprozess. Für ihre Larven bringt sie holzabbauende Pilze in abgestorbene bzw. absterbende Baumstämme ein, wodurch sie den Zersetzungsprozess startet. Auf diesem Weg helfen Holzwespen dabei, den Stoffkreislauf zu schliessen und Nährstoffe wieder für andere Pflanzen und Lebewesen verfügbar zu machen. Daneben können die ins Holz gefressenen Freiräume von Wildbienen als Nistgelegenheit genutzt werden.

Bedeutung der Riesenholzwespe

Wie der Hirschkäfer gehört auch die Riesenholzwespe zu den totholzbewohnenden Insekten. Diese sind entscheidend für den Abbau von Holz. Ohne solche Insekten würde der Holzabbau deutlich länger dauern. Dadurch wären Nährstoffe länger im Totholz gebunden, was wiederum Einfluss auf die Nährstoffversorgung umliegender Pflanzen hätte.

Massnahmen für Riesenholzwespen

Die wichtigste Fördermassnahme ist die Förderung von Totholzvorkommen bzw. das richtige Totholzmanagement. Die Riesenholzwespe ist vor allem auf frisches Totholz von Fichten und Tannen angewiesen. Altes, sich bereits stark zersetzendes Holz oder Holz von Laubbäumen, welches dem Hirschkäfer als Lebensgrundlage dient, kann sie nicht nutzen. Totholz ist also nicht gleich Totholz. Die unterschiedlichen holzbewohnenden Insekten haben alle ihr eigenen Ansprüche. Ein gutes Management berücksichtigt diese spezifischen Bedürfnisse und garantiert eine Versorgung mit Totholz unterschiedlicher Baumarten und Zerfallsstadien.

Gefährdungsstatus der Riesenholzwespe

Aufgrund der Abhängigkeit von Nadelbäumen ist die Riesenholzwespe im Mittelland der Schweiz vergleichsweise selten, in den Bergwäldern trifft man sie aber noch häufig an. Anfällig für Störungen ist diese Insektenart vor allem wegen der langen Entwicklungszeit der Larven. Werden frisch gefällte oder durch Stürme umgeknickte Bäume schnell aus dem Wald entfernt und das Holz weiterverarbeitet, fehlt den Riesenholzwespen die Lebensgrundlage. Liegendes Holz oder Holzlager können jedoch auch zu Fallen werden. Vor allem, wenn Wespen darin ihre Eier ablegen, das Holz danach aber abgeführt, verarbeitet oder als Brennholz genutzt wird. In solchen Fällen bleibt den Larven nicht genug Zeit, um zu Wespen zu werden. Am meisten profitieren Riesenholzwespen von naturbelassenen Wäldern, Altholzinseln und Waldreservaten. In diesen bleibt Totholz über Jahre unangetastet, wodurch sich ihre Larven ungestört entwickeln können.